Der Blick auf die Welt außerhalb Deutschlands ist männlich geprägt. Nur jeder fünfte Leiter eines Auslandsstudios der ARD ist eine Frau, sowohl beim Fernsehen wie beim Radio. Beim ZDF werden sogar nur drei der 19 Auslandsstudios von Frauen geleitet. Bei Print ist die Situation ähnlich – beim Leitmedium SPIEGEL z.B. ist unter den 15 Auslandskorrespondenten nur eine Frau.
Warum ist das so? Antonia Rados (RTL), Susanne Knaul (Weltreporter), Christoph Reuter (SPIEGEL Beirut) und NDR-Hörfunkdirektor Joachim Knuth diskutieren darüber mit Annette Bruhns (SPIEGEL/ ProQuote). Rados ist seit 36 Jahren Auslandsreporterin. Sie hat in den „Hot Spots“ dieser Welt gearbeitet, von Bagdad bis Tripolis. Knaul, alleinerziehende Mutter, berichtet als freie Print-Korrespondentin seit 25 Jahren aus Israel. Reuter ist ebenfalls seit Jahrzehnten im Nahen Osten unterwegs, in Krisengebieten wie Syrien, Afghanistan, Irak. Zu Knuths Job gehört es, Auslandskorrespondenten auszuwählen und in die Welt zu entsenden.
Die Journalisteninitiative „ProQuote Medien“ hat Ende 2013 den Frauenmangel im Ausland erstmals öffentlich thematisiert. Anlass war, dass der NDR im letzten Herbst gleich fünf Männer auf attraktive Außenposten schickte, nach Brüssel, London, Moskau, Tokio und Neu Delhi. Hörfunkdirektor Knuth begründete die Auswahl gegenüber ProQuote damit, dass viele Kolleginnen aufgrund familiärer Verpflichtungen nicht ins Ausland wollten. Manche Berichtsgebiete würde von Frauen auch wegen der Gefahr gemieden, verlautete der NDR.
Warum aber sind bei den „Weltreportern“ die Hälfte aller Korrespondenten Frauen? Freie Kolleginnen setzen sich im Ausland offenbar genauso gut durch wie Männer – auch mit Familie. Und: Wieso waren im Krisengebiet Ukraine so viele Korrespondentinnen im Einsatz? Neben der bekannten ARD-Frontfrau Golineh Atai tummelte sich dort gut ein Dutzend weitere Reporterinnen. Atai sagt, in der Ukraine sei es sogar „ein Vorteil, Frau zu sein“. Grund: Journalistinnen hätten vielfältigere Zugänge – und seien sicherer vor Übergriffen.
ProQuote befragt Krisenreporterinnen / Golineh Atai: „Es ist ein Vorteil, Frau zu sein“: tinyurl.com/pq-ausld